Bürgergeld - die wahre Ungerechtigkeit in Deutschland | Ep. 30
Shownotes
"Hopps genommen" ist nach einer kleinen Pause wieder zurück! Ab jetzt bin ich wieder regelmäßig da - folgt gerne, um keine Folge zu verpassen!
Wir sprechen in diesem Format über aktuelle politische Themen und auch über Populismus und Rechtsextremismus. Der Name ist Programm: Uns geht es ums politische Einordnen, inhaltliche Widerlegen, Kontextualisieren und Hopps nehmen!
In Folge 30 geht es um das Bürgergeld und den würdelosen Feldzug der CDU gegen Bürgergeldempfänger.
Folgt mir auch auf IG, TikTok und YouTube:
IG: https://www.instagram.com/hopp_stagram/
TikTok: https://www.tiktok.com/@hopp_stragram
YT: https://www.youtube.com/@hopp_stagram
- HOPPS GENOMMEN - produziert von Marcel Hopp -
.
.
.
Die Quellen & Links zur Folge:
- https://www.cdu.de/aktuelles/politikwechsel/leistung/
- https://www.home.cdu.de/artikel/buergergeld-eine-illusion-ohne-positive-effekte
- https://www.deutschlandfunk.de/soeder-csu-kein-buergergeld-mehr-fuer-ukrainische-kriegsfluechtlinge-100.html
- https://www.tagesspiegel.de/politik/einigung-in-ein-zwei-wochen-linnemann-verspricht-viele-milliarden-an-einsparungen-beim-burgergeld-14476937.html
- https://www.youtube.com/watch?v=KTTk0YPpxoE
- https://www.tagesspiegel.de/politik/lohnt-sich-arbeit-in-deutschland-noch-einkommen-bei-mindestlohn-deutlich-hoher-als-das-burgergeld-14169734.html
- https://www.boeckler.de/de/boeckler-impuls-schadliche-sanktionen-58941.htm
- https://www1.wdr.de/daserste/hartaberfair/videos/hart-aber-fair-mehr-haerte-beim-buergergeld-ist-das-gerecht-100.html
- https://www.focus.de/familie/wissenstest/lernatlas/sprache-hartzen-ist-jugendwort-des-jahres-2009_id_1891553.html
- https://www.facebook.com/watch/?v=861932162479449
- https://www.youtube.com/watch?v=a9PVP_WnncI
- https://www.fr.de/wirtschaft/in-deutschland-kaum-zahlen-zu-erbschaften-92880549.html
- https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-1050526#:~:text=Berlin:%20(hib/BAL),Aufkommen%20aus%20der%20Einkommensteuer%20bei.
- https://www.rbb-online.de/der-tag/gaeste/Martyna-Linartas-Ungleichheitsforscherin.html
- https://www.gmx.net/magazine/politik/videos/inland/wirtschaftsministerin-reiche-steuererhoehungen-schaden-nuetzen-41402382
- https://www.bild.de/politik/inland/wirtschaftsministerin-reiche-will-einkommensteuer-fuer-alle-senken-68cd36a51c054163f1655f66
- https://eprints.lse.ac.uk/107919/1/Hope_economic_consequences_of_major_tax_cuts_published.pdf
Transkript anzeigen
00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zu Hopsgenommen.
00:00:01: In Hopsgenommen
00:00:02: sprechen wir über aktuelle
00:00:03: politische Themen
00:00:04: und über
00:00:05: Populismus
00:00:06: und Rechtsextremismus.
00:00:07: Es geht uns also auch um die Rolle der demokratischen Parteien und generell um die Frager, wie wir unsere Demokratie wieder stärken.
00:00:15: Der Name ist also Programm.
00:00:17: Uns geht es ums politische
00:00:18: Einordnen, inhaltliche Widerlegen, kontextualisieren
00:00:22: und Hops nehmen.
00:00:23: Hopsgenommen
00:00:23: erscheint
00:00:24: jede Woche auf YouTube und auch als Podcastfolge.
00:00:27: Und auch auf Instagram und TikTok folgt
00:00:29: mir also auch gerne hier für mehr
00:00:31: Content
00:00:32: zu aktuellen Themen.
00:00:33: Fangen wir aber an.
00:00:34: Ab geht's.
00:00:47: In Deutschland diskutieren wir seit Wochen mal wieder über das Thema, welches die CDU im Wahlkampf bereits totgeritten hatte.
00:00:53: Das Bürgergeld.
00:00:54: Immer wieder fühlt sich die CDU zu ein
00:00:56: paar Statements zum Bürgergeld bemüßigt
00:00:58: und ihre Parteigranden wie Söder oder Linnemann verbreiten, wieder seit Wochen die mehr beim Bürgergeld seinen Milliarden zu holen.
00:01:07: Letztes Mal haben wir über die Million geredet, die Spahn zum Fenster
00:01:10: herausgeworfen
00:01:11: hat.
00:01:11: Deutschland redet aber anscheinend lieber über die
00:01:13: fünf Komma.
00:01:14: fünf Millionen Menschen in Deutschland
00:01:16: die Bürgergeld beziehen.
00:01:17: Und bevor wir hier reingehen, tun ein paar Fakten sicher gut.
00:01:20: Es geht nur um Macht erhalt in diesem
00:01:22: Land.
00:01:23: Es geht
00:01:23: niemals darum, den Schwächsten in diesem Land zu helfen.
00:01:26: Fünf Komma fünf Millionen Menschen in Deutschland beziehen Bürgergeld.
00:01:29: Zwei Drittel davon sind Kinder, Jugendliche, Kranke, Pflegende, Erziehende und Menschen, die mit Bürgergeld aufstocken.
00:01:35: Nur etwa eins Komma sieben Millionen davon sind überhaupt erwerbsfähige Leistungsberechtigte, die dem Arbeitsmarkt ganz oder teilweise zur Verfügung stehen.
00:01:43: Auch unter ihnen sind viele die Kehrarbeit leisten oder durch Krankheit nur bis drei Stunden am Tag arbeitsfähig sind.
00:01:48: Von diesen eins Komma sieben Millionen haben in zwanzig dreiundzwanzig nur sechzehntausend Menschen ohne einen vom Jobcenter akzeptierten Grund eine Arbeit oder Weiterbildung abgelehnt.
00:01:58: Das sind gerade mal null Komma vier Prozent aller Erwerbsfähigen im Bürgergeldbezug.
00:02:02: Wenn man denen so wie es die Union möchte, die Leistung vollständig streichen würde, wären das jährliche Einsparungen von nur zweihundert Millionen Euro.
00:02:10: Man müsste diesen sechzehntausend Menschen etwa fünfzehn Jahre lang alle Leistungen streichen um die drei Komma ein Milliarden Euro wieder reinzubekommen, die entsparen im Rahmen der Maskenaffäre aus dem Fenster geworfen hat.
00:02:20: Es gibt, wie wir alle wissen, die einmal Bürgergeld
00:02:22: geguggelt
00:02:23: haben,
00:02:23: nur sehr wenige sogenannte
00:02:25: Totalverweigerer, was auch Sinn ergibt, da auch eine neueste Studie gerade wiederbestätigt hat, dass sich Arbeit tatsächlich immer mehr lohnt,
00:02:32: als nur Bürgergeld
00:02:33: zu beziehen.
00:02:34: Noch mal langsam für alle,
00:02:35: Arbeit lohnt
00:02:36: sich immer mehr als Bürgergeld.
00:02:38: Egal, ob Single,
00:02:39: Alleinerziehend, Familie, egal, wo in
00:02:41: Deutschland du lebst, mit einem Mindestlohnjob
00:02:44: hat man immer mehr
00:02:45: verfügbares
00:02:46: Einkommen als mit Bürgergeld.
00:02:48: Und zwar deutlich mehr.
00:02:49: Mindestens fünfhundertdreinunddreißig und bis zu siebenhundertsechsenfünfzig
00:02:54: Euro monatlich mehr, wohlgemerkt
00:02:56: mit Mindestlohn.
00:02:57: Also
00:02:57: das Mindeste,
00:02:58: was bezahlt werden
00:02:59: muss.
00:02:59: Ich könnte jetzt noch viel mehr an Fakten auflisten, um wirklich jedes Argument
00:03:03: der sozialen Kühlschränke von
00:03:04: CDU und weiter rechts zu entkräften.
00:03:07: das schon seit Monaten und man macht weiter
00:03:10: wie gehabt.
00:03:10: Darum nur noch eine kurze
00:03:12: Info zum leidigen
00:03:13: Thema Sanktion, bevor
00:03:14: wir das Thema
00:03:15: mal von einer anderen Seite beleuchten, die ansonsten streflich vernachlässigt wird.
00:03:19: Die Hans-Böckler-Stiftung hat in einer Langzeitstudie zu Sanktionen herausgefunden, wie
00:03:23: schädlich diese wirklich
00:03:25: sind.
00:03:25: Auch ein Jahr nach einer Sanktionierung
00:03:28: beziehen noch drei Viertel der Betroffenen
00:03:30: Grundsicherung.
00:03:34: Kurzfristig
00:03:35: erhöht sich
00:03:36: die Beschäftigungswahrscheinlichkeit um sechzehn Prozent
00:03:39: bei Männern und einundzwanzig Prozent bei Frauen.
00:03:42: Nach vier Jahren ist sie aber um vier Prozent niedriger als
00:03:46: vor der Sanktionierung.
00:03:47: Zudem haben die Beschäftigten
00:03:48: sieben
00:03:49: Prozent weniger
00:03:50: Geld
00:03:50: als zuvor.
00:03:51: Das liegt daran, dass die Menschen Schnellarbeit annehmen, für die sie entweder überqualifiziert
00:03:57: sind
00:03:57: oder die ihnen
00:03:58: die Chance nimmt,
00:03:59: sich weiter zu qualifizieren.
00:04:01: Eine Leistungskürzung
00:04:02: zum Beispiel
00:04:03: bringt das eigentlich was und bringt das Menschen eher in
00:04:05: Arbeit.
00:04:06: Es gibt eine Studie dazu, die ... sagt, dass der Druck durch Sanktionen etwas bringt, wenn man die Leute in ungelernte Hilfsarbeiter-Drops vermitteln will.
00:04:17: Das geht dann etwas schneller.
00:04:19: Aber die verlieren sie auch wieder schneller.
00:04:20: Jetzt kann man sagen, das ist jetzt unsere Priorität.
00:04:23: Wir brauchen in unserer Wirtschaft ganz viele ungelernte Hilfsarbeiter für ein paar Monate, die dann auch gerne wieder aus den Job rausgehen können.
00:04:31: Und dann kann man das mit Sanktionen machen.
00:04:33: Und was die Ampel ja vorhatte und auch teilweise umgesetzt hat, ist der ... Vorrang einer Ausbildung, also dass man die Leute erst in eine Ausbildung bringt und dann anschließend finden sie einen Job.
00:04:43: Und diese Arbeitsverhältnisse sind nachhaltiger und die Leute verdienen mehr Geld, zahlen mehr Steuern.
00:04:49: Wenn man jetzt einfach nur quasi auf die Zahlen guckt, dann ergibt es keinen Sinn, Sanktionen zu machen.
00:04:53: Also es gibt
00:04:54: fast keine
00:04:55: Totalverweigerer,
00:04:56: die darum den Staat vergleichsweise kaum Geld kosten
00:04:59: und Sanktionen
00:05:00: sind volkswirtschaftlich
00:05:02: und
00:05:02: für die betroffenen Menschen ziemlicher
00:05:04: Unsinn.
00:05:04: Das alles ist
00:05:05: längst bekannt und dennoch geht die Debatte weiter.
00:05:08: Und
00:05:09: das hat
00:05:09: konkrete Folgen
00:05:10: für Menschen
00:05:11: in diesem Land.
00:05:11: Denn dadurch, dass Bürgergeldempfänger medial als Bodensatz der Gesellschaft gebrannt
00:05:16: markt werden, steigt natürlich
00:05:18: Die Stigmatisierung für die Betroffenen erheblich an.
00:05:21: Da wären einerseits die gesellschaftliche Abwertung.
00:05:23: Da steht drin, dass ich am besten nach Flossenburg solke in einen Steinbruch, da war früher ein Konzentrationslager, da ich ein Asozialer wäre, Arbeitscheu, ein Parasit.
00:05:35: Aber vor allem auch die finanziellen Nöte.
00:05:37: Und an dieser Stelle
00:05:38: ist es Zeit, das Argument, das Bürgergeld sei
00:05:41: zu hoch, ein für allemal zu beenden.
00:05:43: seventy-two Prozent
00:05:45: der Bürgergeldempfänger finden, dass das Bürgergeld
00:05:48: für sie nicht ausreicht, um ein würdevolles
00:05:50: Leben
00:05:50: zu führen.
00:05:51: Denn nochmal zur Erinnerung,
00:05:53: der Höchstsatz des Bürgergeldes
00:05:55: liegt momentan
00:05:55: bei fünfhundertsechzig
00:05:57: Euro pro Monat.
00:05:58: Davon
00:05:58: sind vierunddreißig
00:05:59: Prozent oder hundertfünfundneinzig Euro für Nahrung und Getränke eingeplant oder auch sechs Euro zweiundvierzig am Tag.
00:06:07: Pro Tag wird empfohlen,
00:06:08: Fünf Stück Obst und Gemüse zu essen
00:06:10: und satt werden muss man ja auch noch.
00:06:12: Ihr könnt ja mal probieren, für sechs Euro zweiundvierzig im Supermarkt gesund und näherreich einkaufen zu gehen.
00:06:17: Das wird schwer.
00:06:18: Und zu sagen, mehr als zwei von drei Bürgergeldempfängern, dass sie sich
00:06:22: mit dem Regelsatz nicht gesund ernähren können.
00:06:24: und für mich noch schockierender, mehr als jeder Zweite sagt, er müsse für seine Kinder auf Essen verzichten.
00:06:31: Im
00:06:31: viertreichsten Land der Welt.
00:06:33: Und gegenüber diesen Menschen verschärft sich der Ton
00:06:36: immer mehr.
00:06:36: Achtzig Prozent der Bürgergeldempfänger sagen, dass es ihnen Angst
00:06:40: macht, wie Politiker,
00:06:42: die in ihrer Wahrnehmung
00:06:43: kein Bild haben, wie es Menschen im Bürgergeld geht, über Menschen im Bürgergeld sprechen.
00:06:49: Ich sag nur, der will nicht arbeiten, der geht nicht arbeiten, der macht das nicht.
00:06:52: Wo lebt er denn?
00:06:53: Was macht
00:06:54: er?
00:06:54: Der wird dann schon arbeiten
00:06:55: gehen, weil er es muss.
00:06:56: Kein Wunder,
00:06:57: dass dann mehr als die Hälfte der Bürgergeldempfänger
00:06:59: sagt, sie fühlen sich der Gesellschaft nicht mehr zugehörig.
00:07:03: Erfolgt schon jemand.
00:07:04: Wenn alle Menschen in diesem Land gleich sind, ob ich eigentlich noch dazu höre und das Gefühl habe ich nicht mehr
00:07:09: in diesem Land.
00:07:10: Wenn es aber, wie wir gesehen haben, gar nicht um allzu viel Geld im
00:07:13: Staatshaushalt geht, der Anteil des
00:07:15: Bürgergeldes im Haushalt
00:07:16: ist in den letzten zehn Jahren sogar
00:07:18: gesunken.
00:07:19: Was ist dann der Zweck dieses Rumgehackes auf die Schwächsten
00:07:22: unserer Gesellschaft?
00:07:23: Die
00:07:23: Drohkulisse für Menschen, die schon arbeiten.
00:07:26: Alle, die arbeiten, wissen, da will ich nicht hin.
00:07:28: Ich mache eigentlich alles, um nicht im Bürgergeld zu landen oder früher in Hartz IV.
00:07:31: Es ist damit auch ein Lieferant für den... Niedriglohnsektor und Deutschland hat europaweit einen der größten Niedriglohnsektoren seit der Einführung von HZV.
00:07:39: Viertens funktioniert es als Verschleierung für den Vermögensabstand in Deutschland.
00:07:43: Die Angst
00:07:43: ins Bürgergeld abzurutschen,
00:07:45: ausgelöst
00:07:46: durch die
00:07:46: bereits beschriebene
00:07:47: massives Digmatisierung,
00:07:48: wird, wenn einmal im Bürgergeld angekommen, noch unterstützt
00:07:51: vom Zwang,
00:07:52: den die Union ja wieder erhöhen möchte, wirklich
00:07:55: jedes Jobangebot
00:07:56: anzunehmen, was dann eben häufig
00:07:58: in kürzere
00:07:58: Niedriglohn-Anstellungen führt.
00:08:00: Dabei sagt
00:08:01: fast die Hälfte der Bürgergeldbeziehenden,
00:08:03: dass sie
00:08:03: ohne diesen Druck
00:08:05: eher eine Arbeit suchen könnten, die tatsächlich zu
00:08:07: ihnen passt.
00:08:08: Aber der wichtigste Punkt ist, dass
00:08:10: die Bürgergelddebatte
00:08:11: von einem großen
00:08:12: Thema ablenkt.
00:08:25: zwei Familien, die mehr Vermögen besitzen, als über vierzig Millionen.
00:08:30: Noch mal zu mitschreiben.
00:08:30: Die zwei reisten Familien Deutschlands besitzen so viel Vermögen wie die komplette ärmere Hälfte der Bevölkerung, nämlich vierzig
00:08:37: Millionen Menschen.
00:08:39: Und wir streiten
00:08:40: über Bürgergelderhöhungen im zehn-Euro-Bereich.
00:08:42: In der ganzen Bürgergelddebatte
00:08:44: geht es hier angeblich
00:08:45: um Gerechtigkeit.
00:08:46: Die wahre Ungerechtigkeit wird dabei aber verschwiegen.
00:08:49: Laut dem Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung liegt der Gini-Ko-Effizient, der die
00:08:53: Ungleichheit
00:08:54: in einem Land
00:08:55: misst in Deutschland bei Vermögen,
00:08:56: beim Wert von Nullkommar Acht Eins oder Einen Achtzig Prozent.
00:09:00: Damit ist Deutschland nach Schweden das ungleichste Land Europas.
00:09:03: Und diese Ungleichheit hat niemand in irgendeinem Sinne
00:09:07: verdient
00:09:07: weder moralisch noch tatsächlich, denn seventy-fünf Prozent des
00:09:10: Vermögens deutscher Millionäre
00:09:12: und
00:09:12: Milliardäre
00:09:13: ist nicht erarbeitet, sondern ererbt.
00:09:15: Also Geld, für das man überhaupt
00:09:17: nichts getan hat.
00:09:18: Denn wenn man einmal fünfhundert Millionen Euro vererbt bekommt, ist es leichter daraus eine Milliarde zu machen.
00:09:23: wenn man wie fast
00:09:24: fünfzig Prozent
00:09:26: noch nie etwas
00:09:26: geerbt hat.
00:09:27: Und obwohl in Deutschland jährlich vierhundert Milliarden Euro
00:09:30: vererbete
00:09:31: werden, landen
00:09:32: davon
00:09:32: nur vergleichsweise wenige hundertzwanzig Milliarden Euro beim Start.
00:09:37: Und das liegt daran, dass der Staat seit einigen Jahrzehnten
00:09:40: Milliardenerben
00:09:42: systematisch bevorzugt,
00:09:43: sodass Milliardenerben oftmals
00:09:45: nicht
00:09:46: mehr als ein Prozent Steuern auf ihr Vermögen bezahlen.
00:09:48: Warum ist das Bürgergeld in den Debatten immer soweit vorne?
00:09:52: Die Erbschafts- und Vermögenssteuer auf der anderen Seite nicht.
00:09:55: Und
00:09:55: hier wird die richtige Frage
00:09:57: gestellt.
00:09:57: Genau
00:09:58: das ist der Punkt.
00:09:58: Seit nineteenhundert
00:10:00: und neunzig
00:10:01: gibt es in Deutschland keine Vermögenssteuer mehr.
00:10:03: Die schwarz-gelbe
00:10:04: Koalition schaffte
00:10:05: sie ab,
00:10:06: obwohl die Vermögen Vermögenssteuer ausdrücklich
00:10:08: in Artikel hundertsechs des Grundgesetzes vorgesehen ist.
00:10:11: Eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer, wie
00:10:14: es sich zum Beispiel in der Schweiz Gerate gibt, wo der Höchstsatz
00:10:17: nach Kanton zwischen
00:10:17: Nullkommar zwei und Nullkommar neun Prozent
00:10:19: liegt, selbst diese geringe Besteuerung würde Deutschland dadurch jährlich dreiundsebzig Milliarden Euro mehr an Steuereinnahmen
00:10:27: einbringen.
00:10:27: Damit könnte man das komplette Bürgergeld finanzieren
00:10:30: und die Sätze noch um fünf Prozent erhöhen.
00:10:33: Aber nicht nur die Vermögenssteuer wurde abgeschafft,
00:10:35: auch der Spitzensteuersatz
00:10:36: wurde systematisch
00:10:38: gestutzt.
00:10:38: Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierten die Alliierten einen
00:10:41: Spitzensteuersatz von.
00:10:46: Das Wirtschaftswunder hielt auch dieser Spitzensteuersatz, der bis zu neunzehntzig auf dreinfünfzig Prozent sank, nicht auf.
00:10:54: Unter Helmut Kohl lag der Spitzensteuersatz immerhin bei sechsundfünfzig Prozent und damit
00:10:58: um vierzehn Prozentpunkte
00:10:59: höher als heute.
00:11:00: Eine Anhebung um nur drei Prozentpunkte würden dem Staat heutzutage bereits vierzehn Milliarden Euro mehrjährlich bringen.
00:11:06: Würden wir den Spitzensteuersatz
00:11:08: in die
00:11:08: Kohlzeit zurückdrehen,
00:11:10: kann man wohl von Einnahmen umrunden fünfzig Milliarden Euro rechnen.
00:11:14: Übrigens
00:11:15: sind siebzig Prozent der Deutschen
00:11:17: für eine stärkere Besteuerung von Vermögen.
00:11:19: Selbst zwei von drei CDU-Wählern sprechen sich mittlerweile dafür aus.
00:11:23: Und nein, eine Erhöhung dieser Steuern
00:11:26: schaden der Wirtschaft
00:11:27: nicht im Geringsten.
00:11:28: Mit diesem Argument wird gerne bei der Vererbung von
00:11:30: Betriebsvermögen
00:11:31: argumentiert.
00:11:32: Dieses wird seit Jahrzehntausend neun nicht mehr besteuert.
00:11:34: Angeblich muss das so sein,
00:11:35: weil Betriebe sonst vor die Hunde gehen müssen.
00:11:38: Doch in sechszig von seventy fünf Jahren Bundesrepublik, wo Betriebsvermögen, wie jedes andere Vermögen auch behandelt wurden, war das überhaupt kein Problem.
00:11:45: Seitdem es die Ausnahme
00:11:47: für Betriebsvermögen
00:11:48: gibt, gehen dem Staat jährlich Milliarden durch die Lappen.
00:11:51: Jährlich werden über dreißig Milliarden Euro Betriebsvermögen
00:11:55: vererbt, ohne
00:11:56: dass ein
00:11:56: Cent an Steuern
00:11:57: gezahlt wird.
00:11:58: Dabei ist das einzige, was in Deutschland nach Ungleicher verteilt
00:12:01: ist, als Vermögen
00:12:02: Betriebsvermögen.
00:12:03: Eins
00:12:03: Komma fünf Prozent der Deutschen halten
00:12:05: sechsunachtzig.
00:12:07: Achtung, sechsunachtzig Prozent des Betriebsvermögens.
00:12:11: Das auch, weil der Staat
00:12:12: sie einfach gewähren
00:12:13: lässt und sogar noch was draufgibt.
00:12:15: Tatsächlich sind die Subventionierungen
00:12:17: des Betriebsvermögens jährlich die größte Subvention des Bundes.
00:12:21: Weitere Unsinn ist, dass man seinen
00:12:23: Kindern alle zehn
00:12:24: Jahre fünfhunderttausend
00:12:26: Euro komplett
00:12:27: steuerfrei schenken kann.
00:12:28: Millionäre können so über ein Zeitraum von sechszig Jahren ihren Kindern drei Millionen Euro schenken, ohne einen Cent Steuern zu zahlen.
00:12:35: Und das, obwohl Deutschland
00:12:37: ein Höchststeuerland ist.
00:12:38: Es geht darum, dass Deutschland ein Höchststeuerland für Einkommen ist, also für Menschen, die ganz normal eine Arbeit nachgeben, um ihre Einkommen zu erzielen, aber ein niedrigststeuerland, wenn es um Vermögen und vor allem, wenn es um Erbschaften und Schenkungen geht.
00:12:50: Die überreichen wiederum, wo wir von Menschen sprechen, die hunderte Millionen und Milliarden Euro haben.
00:12:57: Die zeilen sie fast gar nicht bis gar nicht.
00:12:59: Einkommen, besonders niedrige und mittlere Einkommen, werden in Deutschland
00:13:03: verhältnismäßig hochbesteuert.
00:13:05: Durch all diese beschriebenen Löcher im deutschen
00:13:07: Steuersystem zahlen Millionäre
00:13:09: und Milliardäre in Deutschland
00:13:10: momentan Steuern,
00:13:11: die siebzehn Prozentpunkte
00:13:13: niedriger
00:13:13: sind als die einer normalen
00:13:15: Mittelstandsfamilie.
00:13:16: Das Gleiche
00:13:17: bei der Erbschaftssteuer.
00:13:19: Erbschaften von über zwanzig Millionen Euro
00:13:21: werden durchschnittlich nur halb so hoch besteuert
00:13:24: wie alle niedrigeren Erbschaften.
00:13:27: Das ist kompletter Unsinn und Gift für die Gerechtigkeit und damit die Demokratie dieses Landes.
00:13:32: Und trotzdem machen wir so weiter.
00:13:34: Wirtschaftsministerin Katharina Reiche lehnt die SPD-Forderung nach einer höheren Erbschaftsteuer ab.
00:13:40: Meine grundsätzliche Überzeugung bleibt, dass jede Erhöhung von Steuern dem Standort eher schadet als nutzt, sagte die CDU-Politikerin dem Bild am Sonntag.
00:13:49: Auch bei der sogenannten Reichensteuer oder einer Vermögensabgabe sei sie skeptisch, wenn diese dazu führt, dass Unternehmen entscheiden, sich aus Deutschland zurückzuziehen.
00:13:57: Steuererhöhungen seien in Zeiten wachstumshemmender Bedingungen Gift.
00:14:04: Änderungen bei der Erbschaftssteuer, die überreiche
00:14:06: systematisch bevorzugt,
00:14:08: keine Vermögenssteuer, mit der man das komplette
00:14:11: Bürgergeld easy
00:14:12: finanzieren und ausweiten
00:14:14: könnte.
00:14:14: Stattdessen
00:14:15: möchte sie die Einkommensteuer für alle senken.
00:14:17: Was für eine fantastische Idee bei einer Steuer, wo Milliardäre im Durchschnitt eh schon neunzehn
00:14:21: Prozentpunkte weniger Steuern zahlen als der Mittelstand.
00:14:24: Wegen der Wirtschaft sagt sie
00:14:26: übrigens im Jahr des höchsten
00:14:28: bundesdeutschen Wirtschaftswachstums.
00:14:37: Keine Verschonung von Betriebsvermögen und nur drei Jahre vorher wurde eine fünfzigprozentige Vermögensabgabe für alle Vermögen
00:14:45: ab hundertfünfzigtausend
00:14:47: D-Mark beschlossen.
00:14:48: Das alles hat dem Wachstum damals nicht geschadet, liebe Frau Reiche.
00:14:51: In einer großangelegten Studie haben Forschende die Auswirkungen großer Steuervergünstigungen für Reiche analysiert, worunter sie auch
00:14:58: die Steuerreformen in Deutschland von zwei tausend neun zählen.
00:15:02: Und sie haben herausgefunden, die Wirkung von diesen Steuerentlastungen für Reiche auf das Bruttoinlandsprodukt ist gleich Null.
00:15:09: Auch die arbeitslosen Zahlen sinken dadurch nicht, wie häufig argumentiert wird.
00:15:13: Was aber steigt, und zwar relativ stark, ist die Ungleichheit.
00:15:16: Mit
00:15:16: jeder
00:15:17: Steuerentlastung für Überreiche verschiebt sich die Einkommensungleichheit um Null, acht Prozentpunkte zur Gunsten
00:15:24: der begünstigten Reichsten.
00:15:25: All die Steuervorteile für Reiche und Überreiche tragen zur Volkswirtschaft
00:15:30: also gar
00:15:30: nichts bei.
00:15:31: behindern sie eher, weil dem Staat dadurch jährlich Dutzende
00:15:35: Milliarden verloren
00:15:36: gehen, die er für Investitionen gebrauchen könnte, etwa in Infrastruktur oder Bildung.
00:15:40: Diese Privilegien
00:15:41: für wenige hindern den
00:15:42: Staat nicht nur daran, handlungssicher auftreten zu können, sie tragen auch zur wachsenden Ungleichheit bei.
00:15:48: Und diese gefährdet
00:15:49: die Demokratie.
00:15:49: Einerseits,
00:15:50: weil die Interessen der Reichsten
00:15:51: deutlich öfter
00:15:52: in der Politik umgesetzt werden, als
00:15:54: die des
00:15:54: ärmeren Großteils
00:15:55: der Bevölkerung.
00:15:56: Allerdings steigt mit der Ungleichheit wie mehrere Studien über
00:15:59: die letzten zwanzig Jahre
00:16:00: gezeigt haben,
00:16:02: auch die Unterstützung
00:16:03: für
00:16:04: populistische Lösungen,
00:16:05: vor allem auf rechter Seite.
00:16:06: Eine Studie von twenty-onehnundzwanzig zeigt zum Beispiel, dass
00:16:10: mit jedem Punkt, den der Genicoeffizient ansteigt,
00:16:13: auch die Prozentpunkte von populistischen Parteien um je ein Prozent steigen.
00:16:17: Das liegt daran, dass wachsende Ungleichheit das Vertrauen
00:16:20: der Sozialschwächerin
00:16:22: in die Eliten schwächt, mit der Bedrohung des sozialen Abstiegs konfrontiert, verstärkt sich bei Betroffenen auch der Wunsch, andere soziale Grenzen energisch aufrechtzuerhalten.
00:16:31: Dieses Bedürfnis resultiert dann in einem Anstieg nationalistischer und fremdenfeindlicher Gefühle,
00:16:37: womit am Ende
00:16:38: die rechten Parteien von der neoliberalen Wirtschaftspolitik
00:16:41: der letzten Jahrzehnte profitieren.
00:16:43: Deutschland diskutiert also mal wieder über das Bürgergeld.
00:16:47: Wir hacken auf den Schwächsten der Gesellschaft rum, nur um ignorieren zu können, dass ein winziger Teil jährlich Milliarden schöffelt, ohne dass der Staat daran teilhaben kann.
00:16:56: Die soziale Ungleichheit wächst und so
00:16:58: auch der Stimmanteil
00:16:59: für die rechtsextreme AfD, wie man das neulich wieder in den
00:17:03: massiven AfD-Stimmgewinnen
00:17:05: in den ärmeren
00:17:06: Städten des Ruhrgebietes
00:17:07: eindrucksvoll sehen
00:17:08: konnte.
00:17:08: In Gelsenkirchen, der deutschen Stadt, mit der höchsten Arbeitslosigkeit, wo früher die SPD klarstärkste Kraft
00:17:14: wurde, liegen AfD
00:17:16: und SPD jetzt fast
00:17:17: gleich auf.
00:17:18: Stattdessen steigt die Ungleichheit weiter
00:17:19: und der Politik gelingt es
00:17:20: nicht mehr, ihre Verlierer abzuholen.
00:17:23: Stattdessen beschließt die Koalition
00:17:24: weitere Steuergeschenke
00:17:26: für das reichste Prozent.
00:17:27: Gleichzeitig hacken vor allem Christdemokraten im öffentlichen Diskurs auf den rum, den wir eigentlich helfen müssten.
00:17:33: Niemand Geringeres als Papst
00:17:35: Leo der Vierzehnte schrieb vor kurzem für Instagram,
00:17:37: Zitat, nur gemeinsam, nur indem wir ein Leib werden, an dem auch die
00:17:42: Schwächsten mit voller Würde
00:17:43: teilhaben, sind wir der Leib Christi.
00:17:45: Nach diesem Leib kann er in Deutschland momentan leider vergeblich suchen und deswegen
00:17:50: gut zuhören, liebe Christdemokraten.
00:17:51: Das war es heute auch schon mit Hops genommen.
00:17:53: Ihr findet wie immer alle relevanten Quellen der Folge in den Show-Notes.
00:17:57: Danke, dass ihr wieder eingeschaltet
00:17:58: habt.
00:17:58: Die nächste Folge, die kommt sehr bald.
00:18:00: Deswegen folgt mir gerne gleich.
00:18:02: Auch über eine Bewertung auf eurer Podcast-App des Vertrauens freue ich mich sehr.
00:18:07: Folgt mir gerne auch gleich auf Instagram
00:18:08: und
00:18:09: TikTok.
00:18:09: Für noch mehr Content zu den Themen Demokratie-Stärkungen und die Gefährdung durch
00:18:14: Populismus und
00:18:15: Rechtsextremismus.
00:18:16: Für direktes Feedback freue ich mich über
00:18:18: eure DMs
00:18:19: auf Instagram.
00:18:19: Wir sehen uns.
00:18:53: Ciao.
Neuer Kommentar